Urban Farming und Vertical Farming machen Städte teilweise selbstversorgend. Wie sehr, ist allerdings umstritten.
Der Welt gehen fruchtbare Ackerböden verloren: Gemäss Weltbodenbericht der UN sind weltweit bereits ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Böden so ausgelaugt, dass immer weniger auf ihnen wächst. Bis 2050 könnte es über 90 Prozent weniger Ertrag sein. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung weiter. Wie lassen sich künftig alle Menschen ernähren?
Kann urbane Landwirtschaft die Welt ernähren?
Mittels Urban Farming können Nahrungsmittel dort erzeugt werden, wo sie auch konsumiert werden: in den Städten – zum Beispiel auf Dächern von Wohn- und Geschäftshäusern, aber auch auf Terrassen und in Innenhöfen. Eine besondere Form von Urban Farming ist das Vertical Farming, das vergleichsweise wenig Wasser verbraucht, jedoch im Unterhalt etwas aufwändiger, weil die Bewässerung entlang der Fassade schwieriger ist als auf einer Terrasse in der Horizontalen. Auch Dünger und Pestizide sind überflüssig. Ein Wundermittel gegen den Welthunger ist das Urban Farming aber nicht: Auf diese Weise lassen sich vorwiegend Kräuter und Blattgemüse produzieren – kalorienreiche Nahrungsmittel wie Weizen, Mais und Reis müssen auf Boden wachsen.
Potenzial ist umstritten
Deshalb streitet sich die Fachwelt darüber, wie gross das Potenzial von Urban und Vertical Farming tatsächlich ist. Sicher scheint im Moment, dass Städte kaum vollständig selbstversorgend werden können. Nicht nur, weil Weizen & Co. konventionelle Flächen benötigen; auch ist der Stromverbrauch von Indoor-Farmen hoch und damit kostspielig. Solche Anlagen wären nämlich zusätzlich zu den an den Gebäudehüllen vorhandenen Flächen (Dächer und Fassaden) notwendig, um einen gewissen Grad an Selbstversorgung zu erreichen. Urban Farming ist so zwar ein Nischenthema in Bezug auf die Nahrungsmittelproduktion, bietet jedoch viele Chancen und Möglichkeiten für die Qualität unserer Siedlungen und die sinnvolle Nutzung der Dächer und Fassaden, beispielsweise für die Regenwassernutzung und Biodiversität.