Februar 2022: Einschätzung Zinsmarkt

Avobis Zinseinschätzung 2022

In ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom 16. Dezember hatte die SNB bekanntgegeben, dass sie zur Sicherung der Preisstabilität und zur weiteren Erholung der Schweizer Wirtschaft ihre expansive Geldpolitik unverändert fortführt. Somit bleibt der SNB-Leitzins und der Zins auf Sichtguthaben auf den SNB-Girokonten unverändert bei -0.75%.

Schweiz

Die SNB führt zur Sicherung der Preisstabilität und zur weiteren Erholung der Schweizer Wirtschaft ihre expansive Geldpolitik unverändert fort. Der Schweizer Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) ist im Januar 2022 im Vergleich zum Januar des Vorjahres um 1.60% gestiegen. Die SNB beurteilt die Inflationssituation als vorübergehend und prognostiziert eine Inflationsrate von 1.00% für das Jahr 2022.

Der kurzfristige CHF Zinssatz SARON, welcher seit Jahresbeginn den CHF LIBOR vollständig abgelöst hat, liegt per 28. Februar 2022 bei -0.71% und weist keine grossen Veränderungen gegenüber dem Vormonat auf. Jedoch ist bei der Swap-Kurve eine deutliche Verschiebung bei längeren Laufzeiten erkennbar. Der Swap-Markt preist eine höhere Wahrscheinlichkeit für langfristig höhere Inflationsraten und Zinserhöhungen ein.

Gemäss der Medienmitteilung vom 26. Januar 2022 hat der Bundesrat auf Antrag der SNB der Reaktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers ab dem 30. September 2022 zugestimmt. Schweizer Banken sind per Ende September 2022 verpflichtet, zusätzliche Eigenmittel im Umfang von 2.50% der risikogewichteten Positionen, welche mit einer Wohnliegenschaft im Inland grundpfandgesichert sind, zu halten. Nach Angaben der SNB werden dadurch knapp CHF 7 Mrd. im Bankensystem gebunden. Mit diesem Instrument kann die SNB den Überhitzungstendenzen am Schweizer Hypothekarmarkt entgegenwirken, ohne andere Kreditformen zu verteuern und eine Überbewertung des Schweizer Franken herbeizuführen, wie es bei einer Erhöhung des Leitzinses der Fall wäre. Dies könnte für Hypothekarnehmer somit zur Folge haben, dass die Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger und selektiver agieren und unter anderem ihre Zinssätze erhöhen.

Abbildung 1: Kurzfristige CHF Zinssätze
Abbildung 2: CHF Swap-Kurve
Abbildung 3: Hypothekarkredit-Zinssätze mit Laufzeiten über 10 bis 15 Jahre
Abbildung 4: Kurzfristige CHF Zinssätze

Prognosezahlen

Prognosezahlen

Unsere Erwartungen

Wir sehen aktuell die SNB nicht dazu veranlasst, den Leitzins in absehbarer Zeit anzuheben, zumal wir die Inflation in der Schweiz als mode-rat einstufen und das Schweizer Finanzsystem über ausreichende Kapital- und Liquiditätspuffer verfügt. Auf jeden Fall werden die bevorstehenden Entscheide bezüglich einer Zinsanpassung der amerikanischen (FED) und insbesondere der europäischen Notenbank ausschlaggebend sein, wann und in welchem Ausmass die SNB den Leit-zins nach oben anpassen wird. Angesichts der global steigenden Inflation und des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine gilt es genau zu beobachten, ob und wie stark die FED im März den Leitzins anheben wird.

Ausland

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie dem Westen haben in den vergangenen Wochen unter anderem zu steigenden Energiepreisen geführt. Der Westen reagierte zum Wochenstart auf die russische Invasion vom 24. Februar 2022 mit verheerenden Sanktionen, wie etwa dem Swift-Ausschluss, dem Verbot von Transaktionen mit der russischen Zentralbank und der Einfrierung ihrer Vermögenswerte in der EU. Am Montagmorgen verlor der Russische Rubel gegenüber dem US Dollar rund 30% an Wert, worauf die Zentralbank den Leitzins von 9.50% auf 20.00% anhob. Credit Default Swaps auf russische Staatsanleihen sind siebenmal höher als zu Jahresbeginn. Die Aktienmärkte in Russland blieben am Montagmorgen wegen befürchteten Turbulenzen geschlossen.

Die Verbraucherpreisindizes in den USA verzeichnete im Januar 2022 eine Wachstumsrate von 7.5% gegenüber dem Januar des Vorjahres und hat ein 40-Jahreshoch erreicht. Die Federal Reserve (FED) signalisierte in ihrer letzten Sitzung vom 26. Januar mehrere Zinserhöhungen für das Jahr 2022, wobei die erste Erhöhung im März erwartet wird. Der Markt preist aktuell eine Zinserhöhung zwischen 0.25% und 0.50% ein.

Die Europäische Zentralbank (EZB) teilte in ihrer letzten geldpolitischen Entscheidung am 3. Februar 2022 mit, dass der Leitzins trotz steigender Inflation unverändert bleibt und reduzierte erneut das Volumen der Ankäufe von Vermögenswerten. Die EZB Präsidentin Christine Lagarde machte die Äusserung, dass die Inflation wahrscheinlich länger hoch bleiben wird als bisher erwartet, aber im Laufe dieses Jahres zurückgehen werde. Der Konsumentenpreisindex für den Euroraum verzeichnete im Januar 2022 eine Veränderungsrate von 5.60% im Vergleich zum Dezember des Vorjahres.

Abbildung 5: Leitzinsen
Abbildung 6: Konsumentenpreisindizes
Abbildung 7: Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen
Abbildung 8: Marktimplizierte Inflationserwartungen

Prognosezahlen

Unsere Erwartungen

Die Inflation ist für die EZB und insbesondere für die FED ein Schmerzpunkt. Die FED intendierte, bis vor der Eskalation zwischen Russland und Ukraine durch mehrere Zinserhöhungen eine restriktive Geldpolitik einzuschlagen und einer Überhitzung der Wirtschaft entgegenzuwirken. Nun ist die Situation komplizierter, denn der Konflikt birgt wirtschaftliche Risiken und führt zu weiter ansteigenden Energiepreisen. Dies könnte die konjunkturelle Dynamik verlangsamen und das Risiko einer Stagflation erhöhen. Die FED wird bei ihrem nächsten Entscheid kein leichtes Spiel haben, der Inflation entgegen zu wirken, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Wir erwarten daher eine Zinserhöhung zwischen 0.25% und 0.50% im März.

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